Dominik Schauer widmet sich einer Gitarren-Technik, die hierzulande seit den 70ern als ausgestorben gilt - die Rede ist von Ragtime. Im Gegensatz zur gängigeren Fingerstyle-Gitarre geht es hierbei um die geschickte Verzwirbelung von straighten Akkordpatterns und synkopierten Melodien. Der Ursprung dieser Technik reicht weit zurück und hat seinen Einfluss in verschiedenen Musikgenres wie Folk, Blues, Country und Jazz und gipfelte in den 1970er Jahren in den USA in den Werken von Legenden wie Stefan Grossman, Leo Kottke und vielen anderen. Auf 6 wie auf 12 Saiten präsentiert Dominik Schauer Eigenkompositionen sowie Arrangements der letzten Jahre. Seine nonchalanten Werke sind kurzweilig, bildhaft, individuell und mitreißend.
Auch wenn ihn das Reeperbahnfestival als „Weird Guy From Bavaria“ ankündigt, klingt dieser Typ so gar nicht nach seiner bayerischen Heimat. Unter dem Namen seines Uropas „Nikolaus Wolf“ lebt Michi Rieder vielmehr sein Faible für Sixties Rock, Neo Folk & Brit Pop in vollen Zügen aus. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet ihn dementsprechend als „Chamäleon der Popmusik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, eine gewisse Sympathie zu Liam Gallagher oder John Lennon lässt sich dabei nicht überhören.
Mit seiner ersten EP „Roekki Zimt“ (2017) sorgt Nikolaus Wolf schon ziemlich für Aufsehen, auf der er „den Geist der britischen Sechzigerjahre mit zeitgemäßen Folk-Interpretationen vereint“ (Intro). Er komponiert Musik für Film und spielt mit seiner Band über 100 Auftritte in halb Europa, während der Song „Human Lights“ in einem Werbespot in EU & USA rauf und runter läuft.
Ganze fünf Jahre dauert’s, bis Nikolaus Wolf endlich mit neuem Material in den Startlöchern steht. Er hat viele Geschichten erlebt und auch einiges zu erzählen - schließlich wird er in dieser Zeit nicht nur zum zweiten Mal Vater, er übersteht auch eine Tumorerkrankung. Und neben der Pandemie war da ja noch ein verheerender Brand in seinem Haus im Winter 2021 - sowas wie die Initialzündung für sein neues Werk “The Birds Of Desert Sun” (VÖ 25.11.22).
Es ist ein Aufbruch in dunklere, ernstere Ecken, von der brennend-heißen Sonne auf die dunkle Seite des Mondes. Der heitere Charakter der Debüt EP ist zwar nicht ganz verflogen und flackert immer wieder auf, doch kommen die zehn Songs auf dem neuen Werk wesentlich rougher und kantiger daher. Die Reise geht in Richtung Sixties Rock’n’Roll zwischen London, New York & der kalifornischen Wüste - als wäre man auf einem wilden Klassentreffen von Rolling Stones, den Kinks & Velvet Underground.
Foto (c) Andreas Rieder